6000 DAYS ASPHALTGOLD
Niklas: Das Opening steht kurz vor der Tür: Wie geht’s euch? Wie ist die Lage?
Dani: Wie entspannt ist es? Erzähl (schaut zu Anda).
Anda: Die letzten neun Monate waren super entspannt (lacht). Ich würde sagen, jetzt befinden wir uns im Endspurt, und man merkt es passiert auch wirklich was. Nach langer Planung ist es endlich so weit, dass sich auf der Baustelle auch wirklich was tut und es vorangeht. Man sieht Veränderung und deswegen ist die Motivation wieder ein bisschen höher, als wenn man noch durchgehend in der Planung ist und irgendwie zurückgehalten wird. Da gab es schon ein paar Pain Points auf dem Weg.
Dani: Es war auf jeden Fall eine Bumpy Road. Umso schöner, dass es jetzt langsam etwas smoother wird und man ein bisschen Licht am Ende des Tunnels sieht. Um zu einem geilen Ergebnis zu kommen ist der Weg manchmal zäh und mit vielen Rückschlägen verbunden. Umso schöner, dass ich ein kompetentes Team und vor allem Anda an meiner Seite habe bei diesem Höllen-Projekt.
Niklas: Wenn wir zurück ins Jahr 2008 schauen: Asphaltgold war noch eine One-Man-Show, als du deinen ersten Store am Darmstädter Friedensplatz eröffnet hast. Wenn der Frankfurter Laden aufmacht, ist das knapp 6.000 Tage her. Was unterscheidet die damalige Ladeneröffnung von dem bevorstehenden Opening jetzt in Frankfurt?
Dani: Unterm Strich, glaube ich, sind es die gleichen Punkte, die relevant sind. Aber natürlich hat sich das Setup komplett verändert. Ich trage zum Beispiel keine Radkappe mehr auf dem Kopf (lacht). Außerdem ist inzwischen ein Riesen-Team am Start.
Damals wurde alles von Grund auf mit dem Onlineshop gedacht: Wie kann das überhaupt funktionieren? Wie kann ich mich von diesem Projekt ernähren? Das Ziel war, den Studenten-Lifestyle weiterzuleben – mit einem Laden, den ich allein betreibe, aber zusammen mit der Community und einem sehr nischigen Produkt. Jetzt, 6.000 Tage später, ist das Produkt nicht mehr das, was die Nische definiert, weil es einfach überall erhältlich ist. E-Commerce hat sich so stark entwickelt, dass man weltweit, mit mehr oder weniger Aufwand, immer an das Produkt kommt. Deshalb werden der Austausch und die Verbindung mit der Community noch wichtiger. Und wir haben einfach Lust, Großstadtluft zu schnuppern. Es fühlt sich anders an, aber die Mechanismen, die mich damals zum zweiten Laden bewegt haben, sind denen vor 6.000 Tagen schon ähnlich.
Damals wurde alles von Grund auf mit dem Onlineshop gedacht: Wie kann das überhaupt funktionieren? Wie kann ich mich von diesem Projekt ernähren? Das Ziel war, den Studenten-Lifestyle weiterzuleben – mit einem Laden, den ich allein betreibe, aber zusammen mit der Community und einem sehr nischigen Produkt. Jetzt, 6.000 Tage später, ist das Produkt nicht mehr das, was die Nische definiert, weil es einfach überall erhältlich ist. E-Commerce hat sich so stark entwickelt, dass man weltweit, mit mehr oder weniger Aufwand, immer an das Produkt kommt. Deshalb werden der Austausch und die Verbindung mit der Community noch wichtiger. Und wir haben einfach Lust, Großstadtluft zu schnuppern. Es fühlt sich anders an, aber die Mechanismen, die mich damals zum zweiten Laden bewegt haben, sind denen vor 6.000 Tagen schon ähnlich.
Niklas: Verspürst du mehr Druck jetzt vor dem Opening in Frankfurt?
Dani: Es ist eine andere Art von Druck. Das Gute daran war und dazu tendiere ich immer noch: Damals hatte ich alles selbst in der Hand. Ich sitze auch im Auto lieber vorne links als hinten rechts. Ich bin gerne am Steuer und damals habe ich alles in der Hand gehabt. Das hat sich gut angefühlt, hat aber auch ein extremes Pensum von mir abverlangt. Heute habe ich Profis an meiner Seite, die viele Dinge deutlich besser können als ich. Das nimmt mir gewissermaßen den Druck. Ich würde behaupten, ich schlafe heute einen Tag vor dem Opening ruhiger als damals. Die Erfahrung, die ich in den letzten 6.000 Tagen gesammelt habe, hilft auch.
Anda: Jetzt schläfst du (auch) vorm Opening ruhig.
Dani: Genau, ich schlafe vor dem Opening (lacht). Dass es in Frankfurt nicht funktionieren könnte, daran verschwende ich keinen Gedanken. Ich bin komplett überzeugt – vom Team, vom Konzept, vom Standort und von der Community. Wir kennen die Stadt, haben jahrelang Erfahrung gesammelt und sehen jedes Wochenende im Darmstädter Store, dass Leute aus Frankfurt kommen. Dazu unsere Pop-ups, das Marathon-Projekt, Bad Habits – die Nachfrage ist da. Nach all den Verzögerungen können wir endlich liefern. Jetzt wird es real. Keine leeren Versprechen – es passiert. Und das fühlt sich befreiend an.
Niklas: Ihr habt den Laden in Darmstadt – warum jetzt Frankfurt, wenn es so nah ist? Warum gerade diese Stadt und nicht eine andere in Deutschland?
Dani: Darmstadt ist mein Home-Turf und daran wird sich nichts ändern. Aber in unserer Welt dreht sich ganz, ganz viel um Subculture – Musik, Mode, Kunst – und Frankfurt ist einfach ein größerer Meltingpot dafür. Das merken wir schon bei unseren Pop-ups und Partys. Mehr Dynamik, mehr Vielfalt, eine ganz andere Scale als in Darmstadt. Ein Store dort ist längst überfällig. Würde ich Asphaltgold nochmal gründen, wäre ich den Schritt wahrscheinlich früher gegangen.
Anda: Das ist ein interessanter Punkt, in den 6.000 Tagen hat sich so viel verändert. Der Fokus liegt auf Online, alles verkauft sich dort. Da stellt sich die Frage: Wohin geht der stationäre Handel?
Dani: Der Anspruch an den stationären Handel hat sich total verändert. Früher war das in neun von zehn Fällen das Produkt. Klar kamen auch Leute, die einfach babbeln wollten, aber es ging meist ums Produkt – heute um Austausch und Inspiration. In einer digitalen Welt schätzen viele das Analoge wieder mehr, und genau dafür kommen sie in den Laden.
Anda: Vor 6.000 Tagen gab es das iPhone 3G und heute sucht sich jeder sein Zeug auf Instagram oder TikTok zusammen. Der Handel hat sich komplett verändert in den letzten 15 Jahren. Warum also überhaupt noch stationärer Handel? Und wenn ja, wie? Man muss einen Mehrwert bieten. Wieso fahre ich sonst mit dem Auto in die Stadt, laufe durch den Regen, zahle fürs Parken, wenn ich meinen Schuh auch von zu Hause von der Couch aus bestellen kann. Die Ansprüche und das Verhalten der Community haben sich extrem gewandelt.
Niklas: Du hast meine Frage schon vorweggenommen (lacht) – warum 2025 noch einen Retail Store? Warum jetzt auf den stationären Handel setzen, wenn man mit Onlinehandel mehr verdienen kann?
Anda: Mein persönlicher Antrieb für den stationären Handel ist ganz einfach – ich mag es, wenn sich Menschen persönlich treffen. Die Art und Weise, wie man diesen stationären Handel gestaltet, hat sich verändert. Früher war alles produktgetrieben, weil der Laden der einzige Ort war, an dem man das Produkt bekam. Heute gibt’s das Produkt online, also kann man den physischen Raum für andere geile Dinge nutzen.
Dani: Ich denke nicht, dass früher der Anspruch der Kund*innen an den stationären Handel ein gänzlich anderer war. Wir verstehen die Bedürfnisse jetzt einfach besser. Wir haben früher gedacht, dass das einzige Ziel dieser 20-30 Camper, die drei Tage gemeinsam im Schlafsack vorm Laden gesessen haben, ist, den Ronnie Fieg Asics Gel-Lyte V Volcano zu bekommen. Das wollten sie auch, aber wenn man wirklich keinen Bock auf dieses Campen gehabt hätte, dann hätte man es gelassen. Es ging auch schon früher um die Community. Heute ist das noch präsenter. Dadurch dass viel auf E-Com geswitcht ist, konzipiert man den Raum viel mehr aus dem Community-Need heraus.
Niklas: Wir haben eben von den berühmten Campouts und dem damit verbundenen Community-Gefühl gesprochen. In der Zwischenzeit ist der Hype um Sneaker etwas abgeflacht, gleichzeitig ist der Community-Gedanke auch ein wenig verloren gegangen, weil die Leute eher daran interessiert sind, durch Resellen Geld zu verdienen. Ist es ein Ziel von euch, dieses Community-Gefühl wieder aufleben zu lassen?
Anda: Vor 6.000 Tagen gab es das iPhone 3G und heute sucht sich jeder sein Zeug auf Instagram oder TikTok zusammen. Der Handel hat sich komplett verändert in den letzten 15 Jahren. Warum also überhaupt noch stationärer Handel? Und wenn ja, wie? Man muss einen Mehrwert bieten. Wieso fahre ich sonst mit dem Auto in die Stadt, laufe durch den Regen, zahle fürs Parken, wenn ich meinen Schuh auch von zu Hause von der Couch aus bestellen kann. Die Ansprüche und das Verhalten der Community haben sich extrem gewandelt.
Niklas: Du hast meine Frage schon vorweggenommen (lacht) – warum 2025 noch einen Retail Store? Warum jetzt auf den stationären Handel setzen, wenn man mit Onlinehandel mehr verdienen kann?
Anda: Mein persönlicher Antrieb für den stationären Handel ist ganz einfach – ich mag es, wenn sich Menschen persönlich treffen. Die Art und Weise, wie man diesen stationären Handel gestaltet, hat sich verändert. Früher war alles produktgetrieben, weil der Laden der einzige Ort war, an dem man das Produkt bekam. Heute gibt’s das Produkt online, also kann man den physischen Raum für andere geile Dinge nutzen.
Dani: Ich denke nicht, dass früher der Anspruch der Kund*innen an den stationären Handel ein gänzlich anderer war. Wir verstehen die Bedürfnisse jetzt einfach besser. Wir haben früher gedacht, dass das einzige Ziel dieser 20-30 Camper, die drei Tage gemeinsam im Schlafsack vorm Laden gesessen haben, ist, den Ronnie Fieg Asics Gel-Lyte V Volcano zu bekommen. Das wollten sie auch, aber wenn man wirklich keinen Bock auf dieses Campen gehabt hätte, dann hätte man es gelassen. Es ging auch schon früher um die Community. Heute ist das noch präsenter. Dadurch dass viel auf E-Com geswitcht ist, konzipiert man den Raum viel mehr aus dem Community-Need heraus.
Niklas: Wir haben eben von den berühmten Campouts und dem damit verbundenen Community-Gefühl gesprochen. In der Zwischenzeit ist der Hype um Sneaker etwas abgeflacht, gleichzeitig ist der Community-Gedanke auch ein wenig verloren gegangen, weil die Leute eher daran interessiert sind, durch Resellen Geld zu verdienen. Ist es ein Ziel von euch, dieses Community-Gefühl wieder aufleben zu lassen?
Dani: Eine hohe Nachfrage bei begrenztem Angebot kann den Hype wieder anheizen, sei es durch ein Live-Raffle oder ein Campout. Der Reselling-Hype ist momentan etwas zurückgegangen, was Platz für neue begehrenswerte Produkte schafft. Das sieht man gerade jetzt – immer wieder kommen Produkte, die stark nachgefragt werden. Daher könnte auch in Frankfurt wieder so etwas wie ein Campout stattfinden.
Niklas: Welche Verantwortung verspürt ihr bei euch als Laden in Frankfurt gegenüber dieser Kultur? Seht ihr eine gewisse Rolle, die ihr erfüllen müsst? Oder anders: Was möchtet ihr der Sneaker- oder Streetwear-Kultur in Frankfurt bringen?
Anda: Unser Team hat ein ganz klares Ziel: die lokale Kultur stärken. Bei uns heißt es auf Englisch „Catalyze the existing and enable for more”, also das Bestehende stärken, die Community zu mehr bewegen. Daher wird es in Zukunft mehr Veranstaltungen, mehr kulturelle Momente geben, bei denen immer wieder Neues präsentiert wird. Kurz gesagt: Impulse an die lokale Community
senden, dass die Kultur weiterlebt und im besten Fall wächst.
Dani: Vielleicht nur ergänzend: Ich spüre keinen Druck, den Erwartungen entsprechen zu müssen. Für mich sind wir Teil der Community, nicht nur Dienstleister. Natürlich bieten wir einen Raum, in dem sich die Community treffen, neue Dinge entdecken und Menschen kennenlernen kann. Wir verstehen uns als „Bridge Builder“, aber wir sind genauso Teil des Ganzen, was den Druck rausnimmt. Das gilt auch bei unseren Ausschreibungen für das Team in Frankfurt. Beispielsweise heißt es nicht: „Wir suchen noch fünf Verkäufer*innen”, sondern wir suchen eigentlich Leute, die diesen Community-Aspekt mitbringen. Dass man Bock hat, mit Leuten in Austausch zu gehen, kreativ ist, vielleicht Social- oder Content-Skills mitbringt, oder hospitality-seitig irgendwie gut aufgestellt ist, dass da ein geiler Espresso rauskommt und so weiter und so fort. Das sind unsere Ansprüche an unser eigenes Team, womit wir, glaube ich, einfach Teil der lokalen Community werden und nicht so: „Okay, ich bin dein Dienstleister. Welche Größe willst du? Ich bring’ sie dir gleich hoch.“
Niklas: Ihr habt es eben ganz kurz angeschnitten - das Team in Frankfurt. Eine Besonderheit dieses Teams ist, dass alle Mitarbeiter*innen sogenannte Doppelstellen haben. Beispielsweise Ilana ist nicht nur klassische Verkäuferin, sondern auch Eventmanagerin für Frankfurt. Was erhofft ihr euch davon, dass man diesen Mix hat? Was waren eure Hintergedanken, solche Doppelstellen zu
etablieren?
Dani: Kurz bevor du ins Detail gehst: Es gibt gar keine Verkäufer*innen, sondern Hosts, die dich begrüßen und mit dir in Interaktion treten, je nachdem, welches Bedürfnis du hast. Wenn du zum Beispiel einfach nur schnell einen Kayano 14 brauchst, wird der Host das natürlich auch erfüllen. Aber diese Host-Rolle, die du als Verkäufer*innen betitelt hast, ist weitaus mehr. Zusätzlich hat jeder im Team noch eine spezialisierte Aufgabe, die über das Grundwissen hinausgeht – es geht darum, mehr zu bieten als nur zu wissen, wie ein Nike-Schuh ausfällt.
Anda: Es gibt mehrere Gründe bei uns zu arbeiten. Ich glaube, einer der Wichtigsten ist, dass unsere Mitarbeiter*innen unsere engste Community sind. Sie sind ein so großer Teil dieser Community, dass sie mit uns zusammenarbeiten. Deswegen wollen wir ein Umfeld schaffen, in dem sie gerne arbeiten. Heutzutage hat keine*r Lust, einfach 40 Stunden auf der Fläche zu stehen und nur zu verkaufen. Die Frage war also: „Wie schaffen wir ein Umfeld, in dem die Mitarbeitenden gerne arbeiten?“ Das Zweite ist, dass wir keine klassische Sneaker-Bude mehr sind, sondern eine lokale Anlaufstelle für Community-Events und Aktivierungen. Deswegen haben wir auch andere Needs an Mitarbeiter*innen. Wir haben Hybridstellen geschaffen, bei denen jede*r viel Zeit auf der Fläche verbringt, aber auch zusätzliche Fähigkeiten mitbringt. Und das kommt gut an – wir haben viele Bewerbungen aus unterschiedlichsten Bereichen erhalten. Ein klassisches Verkäufer*innen-Ausschreiben hätte uns nie zu diesen Menschen geführt.
Niklas: Anda, du bist am engsten mit Team Frankfurt – was ist das Besondere, was macht das Team aus? Worauf können sich die Leute freuen, wenn sie dann in den Laden kommen?
Anda: Ich glaube, das Wichtigste ist, dass sie alle wirklich Bock auf diese Kultur haben und sie diese 24/7 leben. Das sind einfach People-Menschen. Und das ganze Konzept ist auf Menschen ausgelegt. Darauf kann man sich freuen. Für alle, die Bock auf ein gutes Gespräch oder einen Tipp für das Wochenende haben, ist der Frankfurter Store eine super Anlaufstelle.
Niklas: Eine weitere Besonderheit am neuen Laden: Wir haben eine vergleichsweise kleine reine Retail-Fläche mit nur 65%. Der Rest besteht aus einem Café und einer Magazine Area. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Anda: Wie wir schon gesagt haben, der klassische Verkauf ist einfach nicht mehr ganz so relevant im stationären Handel. Deswegen legen wir einen etwas anderen Fokus. Warum Kaffee? Wir wollen die Leute motivieren, bei uns zu bleiben – mit geilen Snacks, Drinks und einem Barista, der nicht nur super Kaffee macht, sondern dir auch etwas über Kaffeekultur oder Teesorten erklären kann. Warum eine Magazine Area? Diese Fläche ist wie ein modularer Event-Space, dessen Thema sich täglich ändern kann. Heute eine Ausstellung, morgen ein Produkt-Highlight, in drei Wochen ein Workshop. Aktuell machen diese beiden Zonen zusammen 35% aus – und wenn es gut läuft, könnte es beim nächsten Store noch mehr werden.
Dani: Ich würde nicht sagen, dass das Produkt weniger relevant ist, andere Dinge haben an Relevanz dazu gewonnen. Deswegen ist es ein Multi-Purpose-Store. Wer bei uns in den Store kommt, wird sehen, dass das Produkt immer noch gut verfügbar ist und geil in Szene gesetzt wird. Das konnte Asphaltgold schon immer gut. Wir werden sehen, wie das funktioniert, wie es angenommen wird. Vielleicht ist die nächste Fläche, wo auch immer sie sein wird, dann nochmal ein bisschen angepasst. Wir sammeln natürlich Erfahrung und würden niemals sagen: „Wir sind jetzt am Ende angekommen und besser geht es nicht”. Es geht immer besser oder anders.
Niklas: Wir hatten es am Anfang – der erste Laden hat vor knapp 6.000 Tagen eröffnet. Wenn wir jetzt in die Zukunft schauen, in knapp 6.000 Tagen sind wir im Jahr 2041. Muss die Welt bis 2041 warten, bis der nächste Asphaltgold Store kommt?
Dani: Ich liebe meine Branche und ich liebe meine Welt. Leider Gottes sind auch viele Bullshitter unterwegs und ich will auf gar keinen Fall dazugehören. Aber ich glaube, ich bin keiner, wenn ich sage, es wird keine 6.000 Tage dauern, bis wir den nächsten Store eröffnen. Wann genau das der Fall sein wird, weiß ich nicht, aber dem Mann neben mir (schaut zu Anda) soll nicht langweilig werden (lacht). Es wird auf jeden Fall weitergehen. Von daher, dem nächsten Store steht erst mal nichts im Wege und sicherlich vor 2041… Fuck ey, hoffentlich mach’ ich da was anderes (lacht).
Niklas: Welche Verantwortung verspürt ihr bei euch als Laden in Frankfurt gegenüber dieser Kultur? Seht ihr eine gewisse Rolle, die ihr erfüllen müsst? Oder anders: Was möchtet ihr der Sneaker- oder Streetwear-Kultur in Frankfurt bringen?
Anda: Unser Team hat ein ganz klares Ziel: die lokale Kultur stärken. Bei uns heißt es auf Englisch „Catalyze the existing and enable for more”, also das Bestehende stärken, die Community zu mehr bewegen. Daher wird es in Zukunft mehr Veranstaltungen, mehr kulturelle Momente geben, bei denen immer wieder Neues präsentiert wird. Kurz gesagt: Impulse an die lokale Community
senden, dass die Kultur weiterlebt und im besten Fall wächst.
Dani: Vielleicht nur ergänzend: Ich spüre keinen Druck, den Erwartungen entsprechen zu müssen. Für mich sind wir Teil der Community, nicht nur Dienstleister. Natürlich bieten wir einen Raum, in dem sich die Community treffen, neue Dinge entdecken und Menschen kennenlernen kann. Wir verstehen uns als „Bridge Builder“, aber wir sind genauso Teil des Ganzen, was den Druck rausnimmt. Das gilt auch bei unseren Ausschreibungen für das Team in Frankfurt. Beispielsweise heißt es nicht: „Wir suchen noch fünf Verkäufer*innen”, sondern wir suchen eigentlich Leute, die diesen Community-Aspekt mitbringen. Dass man Bock hat, mit Leuten in Austausch zu gehen, kreativ ist, vielleicht Social- oder Content-Skills mitbringt, oder hospitality-seitig irgendwie gut aufgestellt ist, dass da ein geiler Espresso rauskommt und so weiter und so fort. Das sind unsere Ansprüche an unser eigenes Team, womit wir, glaube ich, einfach Teil der lokalen Community werden und nicht so: „Okay, ich bin dein Dienstleister. Welche Größe willst du? Ich bring’ sie dir gleich hoch.“
Niklas: Ihr habt es eben ganz kurz angeschnitten - das Team in Frankfurt. Eine Besonderheit dieses Teams ist, dass alle Mitarbeiter*innen sogenannte Doppelstellen haben. Beispielsweise Ilana ist nicht nur klassische Verkäuferin, sondern auch Eventmanagerin für Frankfurt. Was erhofft ihr euch davon, dass man diesen Mix hat? Was waren eure Hintergedanken, solche Doppelstellen zu
etablieren?
Dani: Kurz bevor du ins Detail gehst: Es gibt gar keine Verkäufer*innen, sondern Hosts, die dich begrüßen und mit dir in Interaktion treten, je nachdem, welches Bedürfnis du hast. Wenn du zum Beispiel einfach nur schnell einen Kayano 14 brauchst, wird der Host das natürlich auch erfüllen. Aber diese Host-Rolle, die du als Verkäufer*innen betitelt hast, ist weitaus mehr. Zusätzlich hat jeder im Team noch eine spezialisierte Aufgabe, die über das Grundwissen hinausgeht – es geht darum, mehr zu bieten als nur zu wissen, wie ein Nike-Schuh ausfällt.
Anda: Es gibt mehrere Gründe bei uns zu arbeiten. Ich glaube, einer der Wichtigsten ist, dass unsere Mitarbeiter*innen unsere engste Community sind. Sie sind ein so großer Teil dieser Community, dass sie mit uns zusammenarbeiten. Deswegen wollen wir ein Umfeld schaffen, in dem sie gerne arbeiten. Heutzutage hat keine*r Lust, einfach 40 Stunden auf der Fläche zu stehen und nur zu verkaufen. Die Frage war also: „Wie schaffen wir ein Umfeld, in dem die Mitarbeitenden gerne arbeiten?“ Das Zweite ist, dass wir keine klassische Sneaker-Bude mehr sind, sondern eine lokale Anlaufstelle für Community-Events und Aktivierungen. Deswegen haben wir auch andere Needs an Mitarbeiter*innen. Wir haben Hybridstellen geschaffen, bei denen jede*r viel Zeit auf der Fläche verbringt, aber auch zusätzliche Fähigkeiten mitbringt. Und das kommt gut an – wir haben viele Bewerbungen aus unterschiedlichsten Bereichen erhalten. Ein klassisches Verkäufer*innen-Ausschreiben hätte uns nie zu diesen Menschen geführt.
Niklas: Anda, du bist am engsten mit Team Frankfurt – was ist das Besondere, was macht das Team aus? Worauf können sich die Leute freuen, wenn sie dann in den Laden kommen?
Anda: Ich glaube, das Wichtigste ist, dass sie alle wirklich Bock auf diese Kultur haben und sie diese 24/7 leben. Das sind einfach People-Menschen. Und das ganze Konzept ist auf Menschen ausgelegt. Darauf kann man sich freuen. Für alle, die Bock auf ein gutes Gespräch oder einen Tipp für das Wochenende haben, ist der Frankfurter Store eine super Anlaufstelle.
Niklas: Eine weitere Besonderheit am neuen Laden: Wir haben eine vergleichsweise kleine reine Retail-Fläche mit nur 65%. Der Rest besteht aus einem Café und einer Magazine Area. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Anda: Wie wir schon gesagt haben, der klassische Verkauf ist einfach nicht mehr ganz so relevant im stationären Handel. Deswegen legen wir einen etwas anderen Fokus. Warum Kaffee? Wir wollen die Leute motivieren, bei uns zu bleiben – mit geilen Snacks, Drinks und einem Barista, der nicht nur super Kaffee macht, sondern dir auch etwas über Kaffeekultur oder Teesorten erklären kann. Warum eine Magazine Area? Diese Fläche ist wie ein modularer Event-Space, dessen Thema sich täglich ändern kann. Heute eine Ausstellung, morgen ein Produkt-Highlight, in drei Wochen ein Workshop. Aktuell machen diese beiden Zonen zusammen 35% aus – und wenn es gut läuft, könnte es beim nächsten Store noch mehr werden.
Dani: Ich würde nicht sagen, dass das Produkt weniger relevant ist, andere Dinge haben an Relevanz dazu gewonnen. Deswegen ist es ein Multi-Purpose-Store. Wer bei uns in den Store kommt, wird sehen, dass das Produkt immer noch gut verfügbar ist und geil in Szene gesetzt wird. Das konnte Asphaltgold schon immer gut. Wir werden sehen, wie das funktioniert, wie es angenommen wird. Vielleicht ist die nächste Fläche, wo auch immer sie sein wird, dann nochmal ein bisschen angepasst. Wir sammeln natürlich Erfahrung und würden niemals sagen: „Wir sind jetzt am Ende angekommen und besser geht es nicht”. Es geht immer besser oder anders.
Niklas: Wir hatten es am Anfang – der erste Laden hat vor knapp 6.000 Tagen eröffnet. Wenn wir jetzt in die Zukunft schauen, in knapp 6.000 Tagen sind wir im Jahr 2041. Muss die Welt bis 2041 warten, bis der nächste Asphaltgold Store kommt?
Dani: Ich liebe meine Branche und ich liebe meine Welt. Leider Gottes sind auch viele Bullshitter unterwegs und ich will auf gar keinen Fall dazugehören. Aber ich glaube, ich bin keiner, wenn ich sage, es wird keine 6.000 Tage dauern, bis wir den nächsten Store eröffnen. Wann genau das der Fall sein wird, weiß ich nicht, aber dem Mann neben mir (schaut zu Anda) soll nicht langweilig werden (lacht). Es wird auf jeden Fall weitergehen. Von daher, dem nächsten Store steht erst mal nichts im Wege und sicherlich vor 2041… Fuck ey, hoffentlich mach’ ich da was anderes (lacht).
6000 DAYS ASPHALTGOLD
Ein gespräch mit dani, gründer und geschäftsführer von asphaltgold, anda, unserem head of retail und mir, niklas, Produktmanager.
Niklas: Das Opening steht kurz vor der Tür: Wie geht’s euch? Wie ist die Lage?
Dani: Wie entspannt ist es? Erzähl (schaut zu Anda).
Anda: Die letzten neun Monate waren super entspannt (lacht). Ich würde sagen, jetzt befinden wir uns im Endspurt, und man merkt es passiert auch wirklich was. Nach langer Planung ist es endlich so weit, dass sich auf der Baustelle auch wirklich was tut und es vorangeht. Man sieht Veränderung und deswegen ist die Motivation wieder ein bisschen höher, als wenn man noch durchgehend in der Planung ist und irgendwie zurückgehalten wird. Da gab es schon ein paar Pain Points auf dem Weg.
Dani: Es war auf jeden Fall eine Bumpy Road. Umso schöner, dass es jetzt langsam etwas smoother wird und man ein bisschen Licht am Ende des Tunnels sieht. Um zu einem geilen Ergebnis zu kommen ist der Weg manchmal zäh und mit vielen Rückschlägen verbunden. Umso schöner, dass ich ein kompetentes Team und vor allem Anda an meiner Seite habe bei diesem Höllen-Projekt.
Niklas: Wenn wir zurück ins Jahr 2008 schauen: Asphaltgold war noch eine One-Man-Show, als du deinen ersten Store am Darmstädter Friedensplatz eröffnet hast. Wenn der Frankfurter Laden aufmacht, ist das knapp 6.000 Tage her. Was unterscheidet die damalige Ladeneröffnung von dem bevorstehenden Opening jetzt in Frankfurt?
Dani: Unterm Strich, glaube ich, sind es die gleichen Punkte, die relevant sind. Aber natürlich hat sich das Setup komplett verändert. Ich trage zum Beispiel keine Radkappe mehr auf dem Kopf (lacht). Außerdem ist inzwischen ein Riesen-Team am Start.
Damals wurde alles von Grund auf mit dem Onlineshop gedacht: Wie kann das überhaupt funktionieren? Wie kann ich mich von diesem Projekt ernähren? Das Ziel war, den Studenten-Lifestyle weiterzuleben – mit einem Laden, den ich allein betreibe, aber zusammen mit der Community und einem sehr nischigen Produkt. Jetzt, 6.000 Tage später, ist das Produkt nicht mehr das, was die Nische definiert, weil es einfach überall erhältlich ist. E-Commerce hat sich so stark entwickelt, dass man weltweit, mit mehr oder weniger Aufwand, immer an das Produkt kommt. Deshalb werden der Austausch und die Verbindung mit der Community noch wichtiger. Und wir haben einfach Lust, Großstadtluft zu schnuppern. Es fühlt sich anders an, aber die Mechanismen, die mich damals zum zweiten Laden bewegt haben, sind denen vor 6.000 Tagen schon ähnlich.
Damals wurde alles von Grund auf mit dem Onlineshop gedacht: Wie kann das überhaupt funktionieren? Wie kann ich mich von diesem Projekt ernähren? Das Ziel war, den Studenten-Lifestyle weiterzuleben – mit einem Laden, den ich allein betreibe, aber zusammen mit der Community und einem sehr nischigen Produkt. Jetzt, 6.000 Tage später, ist das Produkt nicht mehr das, was die Nische definiert, weil es einfach überall erhältlich ist. E-Commerce hat sich so stark entwickelt, dass man weltweit, mit mehr oder weniger Aufwand, immer an das Produkt kommt. Deshalb werden der Austausch und die Verbindung mit der Community noch wichtiger. Und wir haben einfach Lust, Großstadtluft zu schnuppern. Es fühlt sich anders an, aber die Mechanismen, die mich damals zum zweiten Laden bewegt haben, sind denen vor 6.000 Tagen schon ähnlich.
Niklas: Verspürst du mehr Druck jetzt vor dem Opening in Frankfurt?
Dani: Es ist eine andere Art von Druck. Das Gute daran war und dazu tendiere ich immer noch: Damals hatte ich alles selbst in der Hand. Ich sitze auch im Auto lieber vorne links als hinten rechts. Ich bin gerne am Steuer und damals habe ich alles in der Hand gehabt. Das hat sich gut angefühlt, hat aber auch ein extremes Pensum von mir abverlangt. Heute habe ich Profis an meiner Seite, die viele Dinge deutlich besser können als ich. Das nimmt mir gewissermaßen den Druck. Ich würde behaupten, ich schlafe heute einen Tag vor dem Opening ruhiger als damals. Die Erfahrung, die ich in den letzten 6.000 Tagen gesammelt habe, hilft auch.
Anda: Jetzt schläfst du (auch) vorm Opening ruhig.
Dani: Genau, ich schlafe vor dem Opening (lacht). Dass es in Frankfurt nicht funktionieren könnte, daran verschwende ich keinen Gedanken. Ich bin komplett überzeugt – vom Team, vom Konzept, vom Standort und von der Community. Wir kennen die Stadt, haben jahrelang Erfahrung gesammelt und sehen jedes Wochenende im Darmstädter Store, dass Leute aus Frankfurt kommen. Dazu unsere Pop-ups, das Marathon-Projekt, Bad Habits – die Nachfrage ist da. Nach all den Verzögerungen können wir endlich liefern. Jetzt wird es real. Keine leeren Versprechen – es passiert. Und das fühlt sich befreiend an.
Niklas: Ihr habt den Laden in Darmstadt – warum jetzt Frankfurt, wenn es so nah ist? Warum gerade diese Stadt und nicht eine andere in Deutschland?
Dani: Darmstadt ist mein Home-Turf und daran wird sich nichts ändern. Aber in unserer Welt dreht sich ganz, ganz viel um Subculture – Musik, Mode, Kunst – und Frankfurt ist einfach ein größerer Meltingpot dafür. Das merken wir schon bei unseren Pop-ups und Partys. Mehr Dynamik, mehr Vielfalt, eine ganz andere Scale als in Darmstadt. Ein Store dort ist längst überfällig. Würde ich Asphaltgold nochmal gründen, wäre ich den Schritt wahrscheinlich früher gegangen.
Anda: Das ist ein interessanter Punkt, in den 6.000 Tagen hat sich so viel verändert. Der Fokus liegt auf Online, alles verkauft sich dort. Da stellt sich die Frage: Wohin geht der stationäre Handel?
Dani: Der Anspruch an den stationären Handel hat sich total verändert. Früher war das in neun von zehn Fällen das Produkt. Klar kamen auch Leute, die einfach babbeln wollten, aber es ging meist ums Produkt – heute um Austausch und Inspiration. In einer digitalen Welt schätzen viele das Analoge wieder mehr, und genau dafür kommen sie in den Laden.
Anda: Vor 6.000 Tagen gab es das iPhone 3G und heute sucht sich jeder sein Zeug auf Instagram oder TikTok zusammen. Der Handel hat sich komplett verändert in den letzten 15 Jahren. Warum also überhaupt noch stationärer Handel? Und wenn ja, wie? Man muss einen Mehrwert bieten. Wieso fahre ich sonst mit dem Auto in die Stadt, laufe durch den Regen, zahle fürs Parken, wenn ich meinen Schuh auch von zu Hause von der Couch aus bestellen kann. Die Ansprüche und das Verhalten der Community haben sich extrem gewandelt.
Niklas: Du hast meine Frage schon vorweggenommen (lacht) – warum 2025 noch einen Retail Store? Warum jetzt auf den stationären Handel setzen, wenn man mit Onlinehandel mehr verdienen kann?
Anda: Mein persönlicher Antrieb für den stationären Handel ist ganz einfach – ich mag es, wenn sich Menschen persönlich treffen. Die Art und Weise, wie man diesen stationären Handel gestaltet, hat sich verändert. Früher war alles produktgetrieben, weil der Laden der einzige Ort war, an dem man das Produkt bekam. Heute gibt’s das Produkt online, also kann man den physischen Raum für andere geile Dinge nutzen.
Dani: Ich denke nicht, dass früher der Anspruch der Kund*innen an den stationären Handel ein gänzlich anderer war. Wir verstehen die Bedürfnisse jetzt einfach besser. Wir haben früher gedacht, dass das einzige Ziel dieser 20-30 Camper, die drei Tage gemeinsam im Schlafsack vorm Laden gesessen haben, ist, den Ronnie Fieg Asics Gel-Lyte V Volcano zu bekommen. Das wollten sie auch, aber wenn man wirklich keinen Bock auf dieses Campen gehabt hätte, dann hätte man es gelassen. Es ging auch schon früher um die Community. Heute ist das noch präsenter. Dadurch dass viel auf E-Com geswitcht ist, konzipiert man den Raum viel mehr aus dem Community-Need heraus.
Niklas: Wir haben eben von den berühmten Campouts und dem damit verbundenen Community-Gefühl gesprochen. In der Zwischenzeit ist der Hype um Sneaker etwas abgeflacht, gleichzeitig ist der Community-Gedanke auch ein wenig verloren gegangen, weil die Leute eher daran interessiert sind, durch Resellen Geld zu verdienen. Ist es ein Ziel von euch, dieses Community-Gefühl wieder aufleben zu lassen?
Anda: Vor 6.000 Tagen gab es das iPhone 3G und heute sucht sich jeder sein Zeug auf Instagram oder TikTok zusammen. Der Handel hat sich komplett verändert in den letzten 15 Jahren. Warum also überhaupt noch stationärer Handel? Und wenn ja, wie? Man muss einen Mehrwert bieten. Wieso fahre ich sonst mit dem Auto in die Stadt, laufe durch den Regen, zahle fürs Parken, wenn ich meinen Schuh auch von zu Hause von der Couch aus bestellen kann. Die Ansprüche und das Verhalten der Community haben sich extrem gewandelt.
Niklas: Du hast meine Frage schon vorweggenommen (lacht) – warum 2025 noch einen Retail Store? Warum jetzt auf den stationären Handel setzen, wenn man mit Onlinehandel mehr verdienen kann?
Anda: Mein persönlicher Antrieb für den stationären Handel ist ganz einfach – ich mag es, wenn sich Menschen persönlich treffen. Die Art und Weise, wie man diesen stationären Handel gestaltet, hat sich verändert. Früher war alles produktgetrieben, weil der Laden der einzige Ort war, an dem man das Produkt bekam. Heute gibt’s das Produkt online, also kann man den physischen Raum für andere geile Dinge nutzen.
Dani: Ich denke nicht, dass früher der Anspruch der Kund*innen an den stationären Handel ein gänzlich anderer war. Wir verstehen die Bedürfnisse jetzt einfach besser. Wir haben früher gedacht, dass das einzige Ziel dieser 20-30 Camper, die drei Tage gemeinsam im Schlafsack vorm Laden gesessen haben, ist, den Ronnie Fieg Asics Gel-Lyte V Volcano zu bekommen. Das wollten sie auch, aber wenn man wirklich keinen Bock auf dieses Campen gehabt hätte, dann hätte man es gelassen. Es ging auch schon früher um die Community. Heute ist das noch präsenter. Dadurch dass viel auf E-Com geswitcht ist, konzipiert man den Raum viel mehr aus dem Community-Need heraus.
Niklas: Wir haben eben von den berühmten Campouts und dem damit verbundenen Community-Gefühl gesprochen. In der Zwischenzeit ist der Hype um Sneaker etwas abgeflacht, gleichzeitig ist der Community-Gedanke auch ein wenig verloren gegangen, weil die Leute eher daran interessiert sind, durch Resellen Geld zu verdienen. Ist es ein Ziel von euch, dieses Community-Gefühl wieder aufleben zu lassen?
Dani: Eine hohe Nachfrage bei begrenztem Angebot kann den Hype wieder anheizen, sei es durch ein Live-Raffle oder ein Campout. Der Reselling-Hype ist momentan etwas zurückgegangen, was Platz für neue begehrenswerte Produkte schafft. Das sieht man gerade jetzt – immer wieder kommen Produkte, die stark nachgefragt werden. Daher könnte auch in Frankfurt wieder so etwas wie ein Campout stattfinden.
Niklas: Welche Verantwortung verspürt ihr bei euch als Laden in Frankfurt gegenüber dieser Kultur? Seht ihr eine gewisse Rolle, die ihr erfüllen müsst? Oder anders: Was möchtet ihr der Sneaker- oder Streetwear-Kultur in Frankfurt bringen?
Anda: Unser Team hat ein ganz klares Ziel: die lokale Kultur stärken. Bei uns heißt es auf Englisch „Catalyze the existing and enable for more”, also das Bestehende stärken, die Community zu mehr bewegen. Daher wird es in Zukunft mehr Veranstaltungen, mehr kulturelle Momente geben, bei denen immer wieder Neues präsentiert wird. Kurz gesagt: Impulse an die lokale Community
senden, dass die Kultur weiterlebt und im besten Fall wächst.
Dani: Vielleicht nur ergänzend: Ich spüre keinen Druck, den Erwartungen entsprechen zu müssen. Für mich sind wir Teil der Community, nicht nur Dienstleister. Natürlich bieten wir einen Raum, in dem sich die Community treffen, neue Dinge entdecken und Menschen kennenlernen kann. Wir verstehen uns als „Bridge Builder“, aber wir sind genauso Teil des Ganzen, was den Druck rausnimmt. Das gilt auch bei unseren Ausschreibungen für das Team in Frankfurt. Beispielsweise heißt es nicht: „Wir suchen noch fünf Verkäufer*innen”, sondern wir suchen eigentlich Leute, die diesen Community-Aspekt mitbringen. Dass man Bock hat, mit Leuten in Austausch zu gehen, kreativ ist, vielleicht Social- oder Content-Skills mitbringt, oder hospitality-seitig irgendwie gut aufgestellt ist, dass da ein geiler Espresso rauskommt und so weiter und so fort. Das sind unsere Ansprüche an unser eigenes Team, womit wir, glaube ich, einfach Teil der lokalen Community werden und nicht so: „Okay, ich bin dein Dienstleister. Welche Größe willst du? Ich bring’ sie dir gleich hoch.“
Niklas: Ihr habt es eben ganz kurz angeschnitten - das Team in Frankfurt. Eine Besonderheit dieses Teams ist, dass alle Mitarbeiter*innen sogenannte Doppelstellen haben. Beispielsweise Ilana ist nicht nur klassische Verkäuferin, sondern auch Eventmanagerin für Frankfurt. Was erhofft ihr euch davon, dass man diesen Mix hat? Was waren eure Hintergedanken, solche Doppelstellen zu
etablieren?
Dani: Kurz bevor du ins Detail gehst: Es gibt gar keine Verkäufer*innen, sondern Hosts, die dich begrüßen und mit dir in Interaktion treten, je nachdem, welches Bedürfnis du hast. Wenn du zum Beispiel einfach nur schnell einen Kayano 14 brauchst, wird der Host das natürlich auch erfüllen. Aber diese Host-Rolle, die du als Verkäufer*innen betitelt hast, ist weitaus mehr. Zusätzlich hat jeder im Team noch eine spezialisierte Aufgabe, die über das Grundwissen hinausgeht – es geht darum, mehr zu bieten als nur zu wissen, wie ein Nike-Schuh ausfällt.
Anda: Es gibt mehrere Gründe bei uns zu arbeiten. Ich glaube, einer der Wichtigsten ist, dass unsere Mitarbeiter*innen unsere engste Community sind. Sie sind ein so großer Teil dieser Community, dass sie mit uns zusammenarbeiten. Deswegen wollen wir ein Umfeld schaffen, in dem sie gerne arbeiten. Heutzutage hat keine*r Lust, einfach 40 Stunden auf der Fläche zu stehen und nur zu verkaufen. Die Frage war also: „Wie schaffen wir ein Umfeld, in dem die Mitarbeitenden gerne arbeiten?“ Das Zweite ist, dass wir keine klassische Sneaker-Bude mehr sind, sondern eine lokale Anlaufstelle für Community-Events und Aktivierungen. Deswegen haben wir auch andere Needs an Mitarbeiter*innen. Wir haben Hybridstellen geschaffen, bei denen jede*r viel Zeit auf der Fläche verbringt, aber auch zusätzliche Fähigkeiten mitbringt. Und das kommt gut an – wir haben viele Bewerbungen aus unterschiedlichsten Bereichen erhalten. Ein klassisches Verkäufer*innen-Ausschreiben hätte uns nie zu diesen Menschen geführt.
Niklas: Anda, du bist am engsten mit Team Frankfurt – was ist das Besondere, was macht das Team aus? Worauf können sich die Leute freuen, wenn sie dann in den Laden kommen?
Anda: Ich glaube, das Wichtigste ist, dass sie alle wirklich Bock auf diese Kultur haben und sie diese 24/7 leben. Das sind einfach People-Menschen. Und das ganze Konzept ist auf Menschen ausgelegt. Darauf kann man sich freuen. Für alle, die Bock auf ein gutes Gespräch oder einen Tipp für das Wochenende haben, ist der Frankfurter Store eine super Anlaufstelle.
Niklas: Eine weitere Besonderheit am neuen Laden: Wir haben eine vergleichsweise kleine reine Retail-Fläche mit nur 65%. Der Rest besteht aus einem Café und einer Magazine Area. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Anda: Wie wir schon gesagt haben, der klassische Verkauf ist einfach nicht mehr ganz so relevant im stationären Handel. Deswegen legen wir einen etwas anderen Fokus. Warum Kaffee? Wir wollen die Leute motivieren, bei uns zu bleiben – mit geilen Snacks, Drinks und einem Barista, der nicht nur super Kaffee macht, sondern dir auch etwas über Kaffeekultur oder Teesorten erklären kann. Warum eine Magazine Area? Diese Fläche ist wie ein modularer Event-Space, dessen Thema sich täglich ändern kann. Heute eine Ausstellung, morgen ein Produkt-Highlight, in drei Wochen ein Workshop. Aktuell machen diese beiden Zonen zusammen 35% aus – und wenn es gut läuft, könnte es beim nächsten Store noch mehr werden.
Dani: Ich würde nicht sagen, dass das Produkt weniger relevant ist, andere Dinge haben an Relevanz dazu gewonnen. Deswegen ist es ein Multi-Purpose-Store. Wer bei uns in den Store kommt, wird sehen, dass das Produkt immer noch gut verfügbar ist und geil in Szene gesetzt wird. Das konnte Asphaltgold schon immer gut. Wir werden sehen, wie das funktioniert, wie es angenommen wird. Vielleicht ist die nächste Fläche, wo auch immer sie sein wird, dann nochmal ein bisschen angepasst. Wir sammeln natürlich Erfahrung und würden niemals sagen: „Wir sind jetzt am Ende angekommen und besser geht es nicht”. Es geht immer besser oder anders.
Niklas: Wir hatten es am Anfang – der erste Laden hat vor knapp 6.000 Tagen eröffnet. Wenn wir jetzt in die Zukunft schauen, in knapp 6.000 Tagen sind wir im Jahr 2041. Muss die Welt bis 2041 warten, bis der nächste Asphaltgold Store kommt?
Dani: Ich liebe meine Branche und ich liebe meine Welt. Leider Gottes sind auch viele Bullshitter unterwegs und ich will auf gar keinen Fall dazugehören. Aber ich glaube, ich bin keiner, wenn ich sage, es wird keine 6.000 Tage dauern, bis wir den nächsten Store eröffnen. Wann genau das der Fall sein wird, weiß ich nicht, aber dem Mann neben mir (schaut zu Anda) soll nicht langweilig werden (lacht). Es wird auf jeden Fall weitergehen. Von daher, dem nächsten Store steht erst mal nichts im Wege und sicherlich vor 2041… Fuck ey, hoffentlich mach’ ich da was anderes (lacht).
Niklas: Welche Verantwortung verspürt ihr bei euch als Laden in Frankfurt gegenüber dieser Kultur? Seht ihr eine gewisse Rolle, die ihr erfüllen müsst? Oder anders: Was möchtet ihr der Sneaker- oder Streetwear-Kultur in Frankfurt bringen?
Anda: Unser Team hat ein ganz klares Ziel: die lokale Kultur stärken. Bei uns heißt es auf Englisch „Catalyze the existing and enable for more”, also das Bestehende stärken, die Community zu mehr bewegen. Daher wird es in Zukunft mehr Veranstaltungen, mehr kulturelle Momente geben, bei denen immer wieder Neues präsentiert wird. Kurz gesagt: Impulse an die lokale Community
senden, dass die Kultur weiterlebt und im besten Fall wächst.
Dani: Vielleicht nur ergänzend: Ich spüre keinen Druck, den Erwartungen entsprechen zu müssen. Für mich sind wir Teil der Community, nicht nur Dienstleister. Natürlich bieten wir einen Raum, in dem sich die Community treffen, neue Dinge entdecken und Menschen kennenlernen kann. Wir verstehen uns als „Bridge Builder“, aber wir sind genauso Teil des Ganzen, was den Druck rausnimmt. Das gilt auch bei unseren Ausschreibungen für das Team in Frankfurt. Beispielsweise heißt es nicht: „Wir suchen noch fünf Verkäufer*innen”, sondern wir suchen eigentlich Leute, die diesen Community-Aspekt mitbringen. Dass man Bock hat, mit Leuten in Austausch zu gehen, kreativ ist, vielleicht Social- oder Content-Skills mitbringt, oder hospitality-seitig irgendwie gut aufgestellt ist, dass da ein geiler Espresso rauskommt und so weiter und so fort. Das sind unsere Ansprüche an unser eigenes Team, womit wir, glaube ich, einfach Teil der lokalen Community werden und nicht so: „Okay, ich bin dein Dienstleister. Welche Größe willst du? Ich bring’ sie dir gleich hoch.“
Niklas: Ihr habt es eben ganz kurz angeschnitten - das Team in Frankfurt. Eine Besonderheit dieses Teams ist, dass alle Mitarbeiter*innen sogenannte Doppelstellen haben. Beispielsweise Ilana ist nicht nur klassische Verkäuferin, sondern auch Eventmanagerin für Frankfurt. Was erhofft ihr euch davon, dass man diesen Mix hat? Was waren eure Hintergedanken, solche Doppelstellen zu
etablieren?
Dani: Kurz bevor du ins Detail gehst: Es gibt gar keine Verkäufer*innen, sondern Hosts, die dich begrüßen und mit dir in Interaktion treten, je nachdem, welches Bedürfnis du hast. Wenn du zum Beispiel einfach nur schnell einen Kayano 14 brauchst, wird der Host das natürlich auch erfüllen. Aber diese Host-Rolle, die du als Verkäufer*innen betitelt hast, ist weitaus mehr. Zusätzlich hat jeder im Team noch eine spezialisierte Aufgabe, die über das Grundwissen hinausgeht – es geht darum, mehr zu bieten als nur zu wissen, wie ein Nike-Schuh ausfällt.
Anda: Es gibt mehrere Gründe bei uns zu arbeiten. Ich glaube, einer der Wichtigsten ist, dass unsere Mitarbeiter*innen unsere engste Community sind. Sie sind ein so großer Teil dieser Community, dass sie mit uns zusammenarbeiten. Deswegen wollen wir ein Umfeld schaffen, in dem sie gerne arbeiten. Heutzutage hat keine*r Lust, einfach 40 Stunden auf der Fläche zu stehen und nur zu verkaufen. Die Frage war also: „Wie schaffen wir ein Umfeld, in dem die Mitarbeitenden gerne arbeiten?“ Das Zweite ist, dass wir keine klassische Sneaker-Bude mehr sind, sondern eine lokale Anlaufstelle für Community-Events und Aktivierungen. Deswegen haben wir auch andere Needs an Mitarbeiter*innen. Wir haben Hybridstellen geschaffen, bei denen jede*r viel Zeit auf der Fläche verbringt, aber auch zusätzliche Fähigkeiten mitbringt. Und das kommt gut an – wir haben viele Bewerbungen aus unterschiedlichsten Bereichen erhalten. Ein klassisches Verkäufer*innen-Ausschreiben hätte uns nie zu diesen Menschen geführt.
Niklas: Anda, du bist am engsten mit Team Frankfurt – was ist das Besondere, was macht das Team aus? Worauf können sich die Leute freuen, wenn sie dann in den Laden kommen?
Anda: Ich glaube, das Wichtigste ist, dass sie alle wirklich Bock auf diese Kultur haben und sie diese 24/7 leben. Das sind einfach People-Menschen. Und das ganze Konzept ist auf Menschen ausgelegt. Darauf kann man sich freuen. Für alle, die Bock auf ein gutes Gespräch oder einen Tipp für das Wochenende haben, ist der Frankfurter Store eine super Anlaufstelle.
Niklas: Eine weitere Besonderheit am neuen Laden: Wir haben eine vergleichsweise kleine reine Retail-Fläche mit nur 65%. Der Rest besteht aus einem Café und einer Magazine Area. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Anda: Wie wir schon gesagt haben, der klassische Verkauf ist einfach nicht mehr ganz so relevant im stationären Handel. Deswegen legen wir einen etwas anderen Fokus. Warum Kaffee? Wir wollen die Leute motivieren, bei uns zu bleiben – mit geilen Snacks, Drinks und einem Barista, der nicht nur super Kaffee macht, sondern dir auch etwas über Kaffeekultur oder Teesorten erklären kann. Warum eine Magazine Area? Diese Fläche ist wie ein modularer Event-Space, dessen Thema sich täglich ändern kann. Heute eine Ausstellung, morgen ein Produkt-Highlight, in drei Wochen ein Workshop. Aktuell machen diese beiden Zonen zusammen 35% aus – und wenn es gut läuft, könnte es beim nächsten Store noch mehr werden.
Dani: Ich würde nicht sagen, dass das Produkt weniger relevant ist, andere Dinge haben an Relevanz dazu gewonnen. Deswegen ist es ein Multi-Purpose-Store. Wer bei uns in den Store kommt, wird sehen, dass das Produkt immer noch gut verfügbar ist und geil in Szene gesetzt wird. Das konnte Asphaltgold schon immer gut. Wir werden sehen, wie das funktioniert, wie es angenommen wird. Vielleicht ist die nächste Fläche, wo auch immer sie sein wird, dann nochmal ein bisschen angepasst. Wir sammeln natürlich Erfahrung und würden niemals sagen: „Wir sind jetzt am Ende angekommen und besser geht es nicht”. Es geht immer besser oder anders.
Niklas: Wir hatten es am Anfang – der erste Laden hat vor knapp 6.000 Tagen eröffnet. Wenn wir jetzt in die Zukunft schauen, in knapp 6.000 Tagen sind wir im Jahr 2041. Muss die Welt bis 2041 warten, bis der nächste Asphaltgold Store kommt?
Dani: Ich liebe meine Branche und ich liebe meine Welt. Leider Gottes sind auch viele Bullshitter unterwegs und ich will auf gar keinen Fall dazugehören. Aber ich glaube, ich bin keiner, wenn ich sage, es wird keine 6.000 Tage dauern, bis wir den nächsten Store eröffnen. Wann genau das der Fall sein wird, weiß ich nicht, aber dem Mann neben mir (schaut zu Anda) soll nicht langweilig werden (lacht). Es wird auf jeden Fall weitergehen. Von daher, dem nächsten Store steht erst mal nichts im Wege und sicherlich vor 2041… Fuck ey, hoffentlich mach’ ich da was anderes (lacht).